Car-Sharing - Europäisches Hansemuseum

Die Hanse
war Vordenkerin
des Car-Sharing.

Die frühen Hansekaufleute begleiteten ihre Waren häufig selbst. Sie fuhren in Gruppen in die Ferne. Dabei teilten sich mehrere Kaufleute ein Schiff. Für einen einzelnen Kaufmann wäre eine solche Reise mit einem eigenen Schiff unbezahlbar gewesen.

Ausschnitt aus: Schiffdarstellung in der St. Niklai-Kirche in Mölln, 13. Jahrhundert, Maronde's Kunstverlag und Agentur GmbH

Miniatur aus den Smithfield Decretals, frühes 14. Jahrhundert, British Museum HS. Roy. 10 E. IV, fol. 19

Auch die Risiken der Seefahrt – dazu gehörten Seeunfälle, Schiffsuntergänge, Plünderungen durch Kaperfahrer, Strandraub sowie Verluste durch militärische Konflikte auf Nord- und Ostsee – zwangen den Kaufmann sein Risiko zu minimieren, indem er seine Fracht auf mehrere Schiffe verteilte.

Der bekannteste Schiffstyp der niederdeutschen Kaufleute ist die Kogge. Der Begriff leitet sich vom germanischen kuggōn ab. Umstritten ist, ob sich der Begriff auf die Konstruktion oder die Form der Schiffe bezieht. Koggen lassen sich günstig herstellen und können große Warenmengen transportieren.

Die Ladung wird zunächst in unterschiedlich große Fässer, Tonnen, Säcke oder Ballen verpackt. Die Fässer dienen nicht allein für den Transport flüssiger Produkte. Sie schützen unterschiedliche Waren vor Stößen und Feuchtigkeit und wurden später in ihrer Form vereinheitlicht.

Die Mannschaft von etwa 10 Personen lebt und schläft zwischen Ladung und Tauen auf engstem Raum. Bei Wartezeiten und gutem Wetter halten sich die Seeleute auf dem offenen Deck auf. Sie vertreiben sich die Zeit mit Spielen wie Mühle. Ist kein Spielbrett zur Hand, zeichnen sie sich ein Feld auf das Deck.

Auf den Schiffen der Kaufleute ist immer ein Priester an Bord. Für die Fernhändler ist es sehr wichtig Gottesdienste während der mehrere Monate dauernden Reisen und während ihres Aufenthalts an fremden Orten feiern zu können. Da Priester im Gegensatz zu den meisten Seefahrern lesen und schreiben konnten, waren sie oft auch für das Aufsetzen von Verträgen zuständig.

Mit dem Heckruder lässt ein Schiff sich deutlich besser manövrieren als mit dem bis dahin im nordischen Schiffbau verwendeten Seitenruder. Dennoch müssen die Segeletappen vorausschauend geplant werden, da frühe Koggen nicht gegen den Wind kreuzen konnten. Bei auflandigem Wind können die Schiffe gegen die Küste gedrückt werden.

Die Kogge war vom 12. bis zum 14. Jahrhundert der dominierende Schiffstyp auf den nordeuropäischen Meeren und trug aufgrund ihrer enormen Tragfähigkeit und Flexibilität maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg der hansischen Kaufleute bei. In Relation zur heutigen Transportschifffahrt werden jedoch Dimensionssprünge deutlich.

Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit der hansischen Schiffe des 14. Und 15. Jahrhunderts lag etwa bei 4 Knoten und damit theoretisch bei 96 Seemeilen in 24 Stunden. Der Fahrtverlauf war jedoch extrem abhängig von Wind- und Wetterverhältnissen, sowie von der Tageszeit – denn man orientierte sich noch stark nach Sicht und mit Hilfe der Sonne und des Polarsterns.

Die Größe der Koggen variierte zwischen 15 und 25 m Länge, 5 bis 8 m Breite und einer Seitenhöhe von 3 bis 5 m. Heutige Containerschiffe können bis zu 400 Meter lang und über 60 Meter breit sein. Die Container können dabei so hoch wie ein 22-stöckiges Haus gestapelt werden.

Heutige Containerschiffe sind wind-, wetter- und tageszeitunabhängig mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 15 Knoten unterwegs und können dementsprechend ca. 670 km in 24 Stunden zurücklegen – perfekt navigiert auf optimalen Routen.

Alles Hanse?

Mehr über die Zeit der niederdeutschen Kaufleute erfahrt ihr in unserer Dauerausstellung. In den aufwendigen Inszenierungen kommt ihr dem Mittelalter ganz nah und gewinnt intensive Einblicke in die wichtigsten Stationen aus 800 Jahren Hansegeschichte.

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